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Neue Kunst in den böhmischen Ländern

Wenn Boštík vor allem Lyriker der Natur ist, John und Ouhel sich dieser balladesk nähern, so ist für Zdeněk Sýkora eine hymnische Haltung kennzeichnend. Über ihn als einen Landschaftsmaler zuschreiben, mag absurd escheinen. Schließlich ist Sýkora der Vertreter einer extremen Abstraktion: Er geht sogar so weit, den Entscheidungsprozess über sein Bild einem Computer anzuvertrauen…

Dies ist eine unermesslich komplizierte Arbeitsweise, aber der keinerlei äußerlichen Antrieben unterliegende tschechische Maler kann sie sich leisten. Einem seiner großformatigen Bilder (300 x 300 cm) widmete er ein Jahr lang täglich sechs Stunden Arbeit. Das Ergebnis ist überraschend – anhand der monumentalen Farbkonstruktionen Sýkoras würde niemand die Art ihrer Entstehung erraten. Es sind wiederum wuchernde und erblühende Landschaften oder ein in gleicher Weise möglicher Wirbel biologischer Urformen, wie sie unter einem Mikroskop in Erscheinung treten. Nach Worten Josef Hlaváčeks sind Sýkoras Strukturen homolog mit der erlebten Welt. Das Bild entstand so, wie es die organische Natur selbst vorgibt, aus einem absoluten Zufall, der sich unter den Bedingungen einer strengen Ordnung entfaltet. 

Josef Albers Museum, Bottrop, 1986

Neue Kunst in den böhmischen Ländern

Textausschnitt
In: Nové umění v Čechách, Nakladatelství H+H, Praha 1994
Autor: Jindřich Chalupecký
Thema: Werk