texte über zs
Der Fluss Ohře (Eger) bei Počedělice ist seit den sechziger Jahren eines der häufigsten Landschaftsmotive Zdeněk Sýkoras. Dieses Sujet hatte er bereits in den fünfziger Jahren für sich entdeckt, als er gemeinsam mit seinem Freund Vladislav Mirvald mit dem Rad Streifzüge in die Umgebung der Stadt Louny unternahm, um dort zu malen. Er hielt Motive im engen Tal hinter Cítoliby und Brloh, aber vor allem Landschaftsmotive rechts und links des Flusses Ohře auf der Leinwand fest – von Březno auf der einen bis nach Pátek auf der anderen Seite. In Počedělice faszinierten ihn vor allem die sich im Fluss spiegelnden Bäume und der jahreszeitliche Wandel der Farben. Dies belegen dutzende Bilder, die er dort in dreißig Jahren gemalt hat. Am häufigsten baute er seine Staffelei auf einer Wiese am rechten Ufer der Ohře auf, von wo man über die Felder hinweg gut auf die Wasserfläche des Flusses blicken konnte, die teilweise von Bäumen und Büschen in den verschiedensten Grüntönen verdeckt war. Den Hintergrund bildete das sich am Horizont entlangziehende Band der Wälder und auf einigen Bildern sieht man die Dächer der Häuser hindurchschimmern. Ein andermal malte er ein ähnliches Motiv vom selben Standort aus, nur flussaufwärts. Mehrere Bilder zeigen einen anderen Lieblingsplatz im Wandel der Jahreszeiten – eine Pappelallee, die den Weg säumt, der rechts von der Počedělicer Brücke flussabwärts führt.
Zdeněk Sýkora kehrte oft zu seinem Lieblingsmotiv zurück und nahm auch seine Familie, seine damaligen Freunde und seine Gäste aus dem Ausland gern mit dorthin, um ihnen die Schönheit der Natur an diesem Ort zu zeigen. So kannten Počedělice damals beispielsweise der Dichter Emil Juliš, die Kunstwissenschaftler Josef Hlaváček und Jan Sekera und der Bildhauer Karel Malich. Auch Otakar Slavík malte dort, und der Galerist Heinz Teufel erinnerte sich gern an diese „schöne Stelle am Fluss". Davon, wie wichtig dieser Ort für Sýkoras künstlerische Entwicklung war, zeugen auch die Aufnahmen in den Dokumentarfilmen „Album" (1993) des Regisseurs Svatopluk Vály und „Landschaft" (2011) von Jaroslav Brabec.
In den sechziger und siebziger Jahren gesellten sich zum Kreis der Bewunderer der Počedělicer Motive noch die kunstbegeisterten Teilnehmer des Malzirkels aus Louny hinzu, den Zdeněk Sýkora in dieser Zeit leitete. So standen die jungen Kunstadepten in kleinen Grüppchen an ihren Staffeleien auf der Wiese und versuchten, das bewährte Motiv auf ihre je eigene Weise festzuhalten. Ihr Lehrer korrigierte sie bei der Arbeit, aber auch er selbst malte, obwohl in dieser Zeit in seinem Atelier in Louny bereits abstrakte Strukturen und später Linienbilder entstanden, mit denen er in der ganzen Welt bekannt wurde.
Wir fuhren auch in den folgenden Jahrzehnten noch oft gemeinsam mit dem Auto oder dem Rad auf die kleine Wiese an der Ohře, malten dort aber nur noch selten. Meist fuhren wir nach einem anstrengenden Tag im Atelier dorthin, saßen einfach nur am Ufer und beobachteten das Fließen des Wassers, die Spiegelungen und die Lichtreflexe auf der Wasserfläche. Zdeněk Sýkora liebte den offenen Raum, den Fluss, die Wolken, die Stille und Ruhe. Dies alles hat er in Počedělice immer gefunden ...
Dieser Text über Landschaftsmalerei entstand anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel in Počedělice.
In: Katalog / Einladung zum Treffen anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel in Počedělice, Přátelé Zdeňka Sýkory, Louny 2013
Autorin: Lenka Sýkorová, 2013
Thema: Landschaftsmalerei