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Eine Reise zum Werk Zdeněk Sýkoras nach Hagen

Der aus der Stadt Louny stammende weltberühmte Maler Zdeněk Sýkora hat im Emil Schumacher Museum Hagen eine Ausstellung mit dem Titel „System und Kraft der Linie“. Die Ausstellung wurde am 30. August feierlich eröffnet und dauert bis zum Februar. Wir fragen die Ehefrau und Kokuratorin der Ausstellung Lenka Sýkorová:

Welche Eindrücke nehmen Sie mit, wie war die Eröffnung? 

An der Vorbereitung der Ausstellung arbeiten wir seit Januar dieses Jahres. Wir waren eigentlich ein Team von drei Kuratoren: Ulrich Schumacher, der Sohn der Malers, der Kunsthistoriker und heute vor allem Vorsitzender des Stiftungsbeirates der Emil Schumacher Stiftung ist – er war der Autor des Projekts; daneben Rouven Lotz, Direktor und wissenschaftlicher Kurator des Museums in einer Person; und für die tschechische Seite haben sie mich als Kokuratorin ausgewählt. Die Vorbereitung der Ausstellung war anstrengend, für mich doppelt, weil die gesamte Korrespondenz, aber auch die Diskussionen (und davon gab es nicht wenige, zum Beispiel über den Titel), die Vorbereitung der Verträge usw. auf Deutsch abliefen. Das war alles andere als einfach, aber das Ergebnis ist, denke ich, die aufgewendete Energie wert. Die Ausstellung ist imposant und befindet sich in einem wunderbaren und großzügigen Raum des Museums. Im Oberlicht-Saal nehmen sich vor allem große Formate gut aus.

Eine Vernissage ist immer so eine Art Höhepunkt der Teamarbeit und alles sollte absolut selbstverständlich wirken. Die Eröffnung war sehr würdevoll und offiziell: Das tschechische Grußwort des Botschafters wurde von Konsul Robert Otepka vorgetragen, danach erläuterte ich selbst kurz die historischen Umstände der Ausstellung, und Hans-Peter Riese, ein enger Freund von uns und vor allem ein Kenner von Sýkoras Werk, sprach schließlich ausführlich und sehr schön über Leben und Werk des Künstlers. Die kurzen Chopin-Stücke, die die Pianistin des Hagener Theaters Ana-Maria Dafova vortrug, waren einfühlsam ausgewählt und ergänzten hervorragend die Atmosphäre.

In Tschechien hätte das Publikum dieses anspruchsvolle Programm wahrscheinlich nicht toleriert, deutsche Vernissagen finden jedoch grundsätzlich im Sitzen statt, die Redner sprechen ins Mikrofon und alles geht langsam vonstatten, denn die Leute sind gekommen, um die feierliche Atmosphäre vor der Ausstellungseröffnung zu erleben, sie möchten etwas erfahren, sie möchten die Künstler und Kuratoren sehen und hören.

Welches Publikum war zur Vernissage gekommen, waren darunter auch Persönlichkeiten, die unseren Lesern bekannt sind?

Unsere Hagener Gastgeber hatten sicherlich nicht erwartet, dass am Sonntagmittag so viele Menschen kommen würden! Ich wusste aber, dass viele von unseren deutschen Freunden – Künstler und Sammler – anreisen werden, denn ich stehe ständig mit ihnen in Kontakt. Dass aber ein Kleinbus mit Besuchern aus Louny kommt, das hat mich buchstäblich überwältigt! Ich war erfreut, aber vor allem gerührt. Es war das erste Mal, dass ich eine so große Unterstützung aus Zdeněks Heimatstadt gespürt habe. Natürlich haben alle, die aus Louny gekommen waren, sofort die gebührende Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zudem gab es ein freudiges Wiedersehen mit den deutschen Freunden, die sie in diesem Jahr in Počedělice kennengelernt hatten. Es herrschte eine freudige Atmosphäre und die Welt begann sich wunderbar zu vernetzen.


Wie viele Bilder werden ausgestellt? Wo überall wurden sie ausgeliehen?

Die Ausstellung ist eine Gegenüberstellung der Bilder zweier Künstler – der Linienbilder von Zdeněk Sýkora (28 Bilder + 1 Struktur) und der Linienbilder von Emil Schumacher (6 Bilder). Es ist eine sehr eigenartige Konfrontation, denn die beiden Maler stehen an zwei entgegengesetzten Polen der Malerei. Die Leihgeber von Sýkoras Werken sind private Sammler aus Tschechien (8) und Deutschland (5), aber auch Institutionen: die Kunstgalerie Karlovy Vary, die Adam Gallery Brno, das Josef Albers Museum Bottrop, das Museum für angewandte Kunst Köln und das Centre Pompidou Paris.


Ist auch ein besonders berühmtes Bild dabei?

Den Höhepunkt der Ausstellung bildet zweifellos das Bild, das vom Centre Pompidou in Paris ausgeliehen wurde, das bekannte Gemälde Linien Nr. 24 – Das Jüngste Gericht von 1984. Aber die größte Besucherattraktion ist ein sechs Meter großes Bild aus einer Privatsammlung in Deutschland, das für die Ausstellung zum ersten Mal ausgeliehen wurde (die Gründe liegen auf der Hand – es war eine logistische Herausforderung, das Bild aus dem Haus zu bekommen, wo wir es vor Ort gemalt hatten, und niemand hatte damals darüber nachgedacht, ob es eines Tages durch die Tür passen würde ...). Wieder einmal zeigte sich, dass die großen Formate den Linien zuträglich sind.


Wie werden solche oftmals großformatigen Werke aus den Galerien transportiert? Per Flugzeug? Im Zug? Mit dem LKW?

Einen LKW der tschechischen Transportfirma Kunsttrans konnten die Bürger von Louny vor zwei Wochen mit eigenen Augen in unserer Straße sehen, als die Mitarbeiter der Firma riesige klimatisierte Kisten mit den Bildern aufluden, die aus Privatsammlungen in Louny ausgeliehen worden waren. So wurden alle tschechischen Leihgaben gesammelt und dann an einem Tag gemeinsam mit dem LKW nach Hagen gebracht. Mit dem Flugzeug wird Kunst nur in Ausnahmefällen transportiert, insbesondere große Formate erfordern einen besonderen Umgang.


Wie viele Personen haben an der Ausstellung gearbeitet?

Wenn wir nur die nennen wollten, die im Impressum des Katalogs aufgeführt sind, dann wären es drei, aber das wäre ungerecht, denn im Hintergrund stehen all die, ohne die diese Ausstellung niemals in einer solchen Qualität zustande gekommen wäre. Das Team von tschechischer Seite bildeten: die Übersetzerin des Katalogs, der Grafikdesigner des Katalogs und seine Mitarbeiterin im Studio, eine Dolmetscherin, Fotografen, das Team der Transportfirma und ein juristischer Berater. Auf deutscher Seite war es ähnlich (ohne die Übersetzer). Und eine fleißige Sekretärin im Museum. Bei ihnen allen möchte ich mich sehr bedanken.


Wie wurde Sýkoras Kunst in Deutschland aufgenommen?

Die Ausstellung kam wirklich sehr gut an. Ich habe mehrere Besichtigungen mit verschiedenen Personen absolviert – von Journalisten bis hin zu den Mitgliedern des Stiftungsbeirats des Museums. Es war eine Freude, ihre Fragen zu beantworten. Sie wollten alles sehr detailliert wissen und interessierten sich auch für Louny, denn es war nicht zu übersehen, wie in allen Texten immer wieder der Name von Sýkoras Heimatstadt hervorgehoben wurde. Bei anderen gesellschaftlichen Anlässen brachten viele Besucher mir gegenüber ihre Anerkennung zum Ausdruck und gratulierten zur Ausstellung, und das nicht nur aus bloßer Höflichkeit. Ein gutes Gefühl.


In wie vielen Sprachen ist der Katalog erschienen?

Im Museum werden zwei Kataloge im Paket verkauft, beide ausschließlich auf Deutsch. Das hat verständliche Gründe: Teil dieses Pakets ist nämlich die deutsche Übersetzung des relativ umfangreichen Katalogs Sýkora 90 (Tschechisch 2010, deutsche aktualisierte und ergänzte Ausgabe 2015). Diesen Katalog haben wir selbst herausgegeben, die einzige Finanzhilfe kam lediglich von Miroslav Velfl, dessen Name in allen unseren gedruckten Publikationen zu finden ist. Der andere Katalog, der viel weniger umfangreich ist als der unsere, insbesondere, was den Inhalt angeht, wurde vom Museum unter dem Titel System und Kraft der Linie speziell für diese Ausstellung herausgegeben, wobei der Text von Rouven Lotz und die Auswahl der Reproduktionen diesem Umstand Rechnung tragen.

Ich empfehle die Ausstellung allen, die Sýkoras Linienbilder mögen – es ist wirklich ein Erlebnis. Noch nie wurden sie so großzügig und monumental präsentiert.

Vielen Dank für das Gespräch.

Květa Tošnerová, 2015

Eine Reise zum Werk Zdeněk Sýkoras nach Hagen

Ein Interview von Květa Tošnerová mit Lenka Sýkorová
Veröffentlicht in der Zeitung „Svobodný hlas“, 9. 9. 2015, Jg. 24, Nr. 36, S. 3
Originaltitel: Za dílem Zdeňka Sýkory do německého Hagenu