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Zdeněk Sýkora (1920) ursprünglich Landschaftsmaler, gelangte anfangs der 60. Jahre – vor allem durch Matisse und Poljakov beeinflusst – zu einem höchst verallgemeinernden Zyklus Gärten, der zum letzten Male eine tiefe Neigung zur Natur unvermittelt äußert.
Die Gärten gehören in die Zeitspanne des Überganges zu den Strukturen von Elementen, die dann für sein Werk von 1963 bis 1974 charakteristisch sind. Dieser Übergang spielte sich in einem Prozess ab, den der Maler als Suchen der Farbe bezeichnete: damals kam er zu immer flächlicheren, vereinfachteren und geometrisierten Kompositionen; der Endpunkt dieser wichtigen Periode (knapp vor den Strukturen von Elementen) kann man im ausgestellten Bild Rote Pfeile (1962) sehen. „Die geometrische Gleichung“ des Bildes Drei Quadrate (1962) – auf dieser einladung abgebildet – ist die Vorstufe von Roten Pfeilen, die noch das klassische Prinzip von De-Stijl – das Auswägen von Gestalten im Bilde – anzeigt.
Eben Sýkoras Suchen der Farbe, also dem Einblick auf die Geburt einer der wichtigsten Teile des tschechischen Neokonstruktivismus, ist diese Ausstellung eingeweiht. Nur eine ganz oberflächliche und verfehlte Ansicht (so ist es auch bei Malich, dessen Anfangswerke vorher ausgestellt waren) könnte in diesen Werken schwerfällige Anfänge sehen, die man eher verheimlichen sollte. Im Gegenteil, gerade die Tatsache, dass Sýkora die starke unmittelbare Beziehung zur Realität der Natur unterdrückte, trug offensichtlich dazu bei, dass seine „Abstraktion“ noch immer einen sehr konkreten Inhalt hat, und daraus schöpft er die Fähigkeit alles Geschehen, von physikalischen Prozessen über biologische Geschehnisse bis zu den soziologischen und tief geistigen Ereignissen zu modellieren.
Sollte Sýkora in seiner weiteren Tätigkeit den Akzent auf die Ordnung legen, wie dem in den Strukturen von Elementen aus den Jahren 1963-1974 war – möglicherweise nur aus dem Gegensatz zur früheren durch die Natur entlockten „Ungebundenheit“, oder betonte er ihre zweite untrennbare Seite, den Zufall, wie es in seinen heute schon weltberühmten Linienbilder ist; immer verbleiben seine Werke als Modelle oder Gleichnisse, zu denen er nur dadurch kam, dass er sich den autonomen, auf nichts rücksichtnehmenden eigenen Problemen der Kunst widmete. Wein Werk stellt so einen eigenartigen Beweis des inneren Einklangs, des Zusammenklingens der Logik des Bildwerkes mit der Logik der modernen Wissenschaft: es ist ein Ort der Begegnung zweier bisher voneinander scheinbar unabhängigen und auf eigenen Wegen zum Kreuzpunkt gelangten menschlichen Mächten.
Die Periode des Suchens der Farbe bedeutet einen nichtabdenkbaren Anfang dieses Weges, der schon längst international anerkannt wurde.