ereignisse
Die Stadt Litvínov, die Firma SPORTaS GmbH, das Kultur- und Veranstaltungszentrum Citadela und Lenka Sýkorová möchten Sie hiermit zur feierlichen Enthüllung des
wiederentdeckten Mosaiks von Zdeněk Sýkora,
einladen, die am Montag, dem 29. Februar 2016, um 17.00 Uhr, im Zentrum "Citadela" in Litvínov (Podkrušnohorská-Straße, Litvínov Tschechische Republik) stattfindet.
Das Mosaik Zdeněk Sýkoras kann nach der Enthüllung während der Öffnungszeiten des Zentrums "Citadela" montags bis freitags, 13-21 Uhr, sowie samstags und sonntags, 14-21 Uhr, besichtigt werden.
Ein Mosaik für Litvínov
Die Geschichte des wiederentdeckten Mosaiks von Zdeněk Sýkora im Litvínover Kulturzentrum Citadela beginnt bereits 1967. Damals war der Maler 37 Jahre alt und gewann nicht nur in der tschechischen Kunstszene an Ansehen, auch im Ausland wurde er zunehmend bekannt. In dieser Zeit hatte er bereits verschiedene Erfahrungen mit eigener Kunst am Bau gesammelt, stellvertretend seien hier die geometrischen Kompositionen an den Brüstungsplatten der Außengalerien im Freibad Litvínov und am eisernen Vorhang des Theaters Louny genannt (beide Werke wurden bei späteren Rekonstruktionen dieser Bauten zerstört). In jenem Jahr 1967 wurde Zdeněk Sýkora angesprochen und gleich für mehrere Architekturprojekte um seine Mitarbeit gebeten. Diesmal galt jedoch das Interesse seinen neuen Werken – den Strukturen, bei deren Konzeption er ab 1964 als einer der ersten weltweit den Computer einsetzte. Seine Bilder repräsentierten in dieser Zeit die modernste zeitgenössische Kunst, in der tschechischen Szene stießen sie jedoch noch lange auf Ablehnung. Im Gegensatz zu den Kunsthistorikern vertraten die Architekten aber einen anderen Standpunkt – offenbar hatten sie erkannt, wie wunderbar Sýkoras Werk mit ihren Projekten korrespondieren würde. So entstanden 1967 gleich drei Entwürfe mit Strukturen: Der erste war die Keramikwand für den Laubengang am U-Bahn-Ausgang in der Jindřišská-Straße in Prag, der zweite ein Glasmosaik für die vier zwanzig Meter hohen Lüftungstürme über dem Prager Letná-Tunnel und der dritte eben jenes Keramikmosaik für das Atrium des Kulturzentrums in Litvínov. Obwohl die Entwürfe binnen eines Jahres entstanden sind, ist jeder von ihnen ganz spezifisch und harmoniert vollkommen mit dem jeweiligen Bauwerk; das Litvínover Mosaik geht vom ungewöhnlichen Grundriss des Gebäudes aus, der durch zahlreiche einander überschneidende Dreiecke gebildet wird. Während die ersten beiden Entwürfe für Prag innerhalb von zwei Jahren umgesetzt wurden, mussten die für das Atrium bestimmten braunen und weißen Keramikdreiecke – hergestellt wurden sie übrigens als Sonderanfertigung im Betrieb Elektroporcelán in Louny – noch lange Zeit im Lager ausharren. Angebracht wurden sie erst 1975, also in einer Zeit, in der Sýkora in seiner Malerei bereits ein neues System entwickelt hatte: die auf dem Zufallsprinzip beruhenden Linienbilder. Das Kulturhaus in Litvínov wurde 1976 feierlich eröffnet, wobei interessant sein dürfte, dass für das In- und Exterieur Werke führender tschechischer Künstler vorgesehen waren, die damals genauso wie Sýkora nicht ausgestellt wurden: Geplant waren Statuen von Zdeněk Palcr und Miloslav Chlupáč sowie ein Bild von Stanislav Podhrázský. Großen Anteil daran hatte sicherlich Sýkoras Freund, der Kunstliebhaber Zdeněk Karásek aus Louny, der damals den Investor des Projekts, die Chemischen Werke Záluží, vertrat und diese Namen trotz politischer Restriktionen durchsetzte. Während einige der Werke am Ende nicht realisiert wurden, hatte Sýkoras Mosaik Glück und war auf diese Weise an einem exponierten Ort zu sehen. Aus den Schilderungen des Künstlers wissen wir jedoch, dass er mit der Ausführung der Bauarbeiten nicht zufrieden war, da immer wieder durch die Decke rund um das Mosaik Wasser eindrang. Deshalb wunderten wir uns nicht, als uns in den neunziger Jahren aus Litvínov mitgeteilt wurde, im Atrium des damals umgebauten Kulturhauses gebe es kein Mosaik, und wir strichen das Werk aus der Liste erhalten gebliebener Objekte. Was für eine Überraschung erwartete uns dann aber im Jahr 2008! Damals bereiteten wir zusammen mit Pavel Kappel in der Galerie Litvínov eine Sýkoras Werken gewidmete Grafikausstellung vor, die vonseiten der Stadt von Dáša Wohanková organisiert wurde. Das Thema Kunst am Bau war dabei natürlich unumgänglich, denn zu Sýkoras Architekturprojekten in Litvínov gehörte neben den erwähnten Brüstungsplatten im Freibad, der nicht erhaltenen Ausgestaltung des Schulspeisesaals in Hamr und dem Mosaik im Kulturhaus noch ein weiteres, das bis heute erhalten ist, wenn auch nicht gerade in gutem Zustand – das Mosaik auf dem Gehweg und an einer Wand am Einkaufszentrum in der Studentská-Straße. Aus kunstgeschichtlicher Sicht ist es vor allem durch die Bezüge zu einem ähnlichen Entwurf Sýkoras interessant, der im Rahmen eines Symposiums europäischer Künstler 1974 in Gorinchem umgesetzt wurde; nachdem man es an anderer Stelle neu verlegt hat, schmückt das Mosaik bis heute den Marktplatz dieser niederländischen Stadt. In Litvínov wurden der Gehweg und die Wand während der Vorbereitungen zur Ausstellung zumindest gereinigt. Außerdem begann man, in den Archiven der Litvínover Fotografen und im Gedächtnis von Augenzeugen nachzuforschen. Und in Sachen Mosaik kam es zu einer geradezu epochalen Entdeckung! Einer der ehemaligen Mitarbeiter des Kulturhauses, Jaroslav Špaček, erinnerte sich, dass das Werk beim Abhängen der Decke und dem Umbau des Atriums hinter Gipskarton verschwunden war. Wir haben es also einem unbekannten umsichtigen Maurer zu danken, dass die Kacheln nicht abgehackt wurden. Es dauerte noch weitere sieben Jahre, bis das Mosaik erneut das Licht der Welt erblickte. Aber das ist schon eine Geschichte aus heutigen Tagen und insbesondere ein Verdienst von Miroslav Otcovský, der bei den jüngsten Bauarbeiten seine schützende Hand über das Mosaik hielt, es restaurieren ließ und dafür Sorge trug, dass es in neuem Glanz erstrahlt, vielleicht noch schöner als bei der Premiere 1976.
Lenka Sýkorová, 2015
Das Projekt für das Kulturzentrum Litvínov stammte von einem Prager Architektenkollektiv: Jaroslav Paroubek, Radim Dejmal und Jan Sedláček (Projekt 1966, Abschluss der Bauarbeiten 1976), Investor war der volkseigene Chemiebetrieb Chemické závody aus Záluží im Erzgebirge. Das Objekt wurde mehrfach umgebaut, heute befindet sich darin das Kultur- und Veranstaltungszentrum Citadela.
Die Geschichte des wiederentdeckten Mosaiks von Zdeněk Sýkora im Litvínover Kulturzentrum Citadela beginnt bereits 1967. Damals war der Maler 37 Jahre alt und gewann nicht nur in der tschechischen Kunstszene an Ansehen, auch im Ausland wurde er zunehmend bekannt. In dieser Zeit hatte er bereits verschiedene Erfahrungen mit eigener Kunst am Bau gesam[1]melt, stellvertretend seien hier die geometrischen Kompositionen an den Brüstungsplatten der Außengalerien im Freibad Litvínov und am eisernen Vorhang des Theaters Louny genannt (beide Werke wurden bei späteren Rekonstruktionen dieser Bauten zerstört). In jenem Jahr 1967 wurde Zdeněk Sýkora angesprochen und gleich für mehrere Architekturprojekte um seine Mitarbeit gebeten. Diesmal galt je[1]doch das Interesse seinen neuen Werken – den Strukturen, bei deren Konzeption er ab 1964 als einer der ersten weltweit den Computer einsetzte. Seine Bilder repräsentierten in dieser Zeit die modernste zeitgenössische Kunst, in der tschechischen Szene stießen sie jedoch noch lange auf Ableh[1]nung. Im Gegensatz zu den Kunsthistorikern vertraten die Architekten aber einen anderen Standpunkt – offenbar hatten sie erkannt, wie wunderbar Sýkoras Werk mit ihren Projekten korrespondieren würde. So entstanden 1967 gleich drei Entwürfe mit Strukturen: Der erste war die Keramikwand für den Laubengang am U-Bahn-Ausgang in der Jindřišská-Straße in Prag, der zweite ein Glasmosaik für die vier zwanzig Meter hohen Lüftungstürme über dem Prager Letná-Tunnel und der dritte eben jenes Keramikmosaik für das Atrium des Kulturzentrums in Litvínov. Obwohl die Entwürfe binnen eines Jahres entstanden sind, ist jeder von ihnen ganz spezifisch und harmoniert vollkommen mit dem jeweiligen Bauwerk; das Litvínover Mosaik geht vom ungewöhnlichen Grundriss des Gebäudes aus, der durch zahlreiche einander überschneidende Dreiecke gebildet wird. Während die ersten beiden Entwürfe für Prag innerhalb von zwei Jahren umgesetzt wurden, mussten die für das Atrium bestimmten braunen und weißen Keramikdrei[1]ecke – hergestellt wurden sie übrigens als Sonderanfertigung im Betrieb Elektroporcelán in Louny – noch lange Zeit im Lager ausharren. Angebracht wurden sie erst 1975, also in einer Zeit, in der Sýkora in seiner Malerei bereits ein neues System entwickelt hatte: die auf dem Zufallsprinzip beru[1]henden Linienbilder. Das Kulturhaus in Litvínov wurde 1976 feierlich eröffnet, wobei interessant sein dürfte, dass für das In- und Exterieur Werke führender tschechischer Künstler vorgesehen waren, die damals genauso wie Sýkora nicht ausge[1]stellt wurden: Geplant waren Statuen von Zdeněk Palcr und Miloslav Chlupáč sowie ein Bild von Stanislav Podhrázský. Großen Anteil daran hatte sicherlich Sýkoras Freund, der Kunstliebhaber Zdeněk Karásek aus Louny, der damals den Investor des Projekts, die Chemischen Werke Záluží, vertrat und diese Namen trotz politischer Restriktionen durchsetzte. Während einige der Werke am Ende nicht realisiert wurden, hatte Sýkoras Mosaik Glück und war auf diese Weise an einem exponierten Ort zu sehen. Aus den Schilderungen des Künstlers wissen wir jedoch, dass er mit der Ausführung der Bauarbeiten nicht zufrieden war, da immer wieder durch die Decke rund um das Mosaik Wasser eindrang. Deshalb wunderten wir uns nicht, als uns in den neunziger Jahren aus Litvínov mitgeteilt wurde, im Atrium des damals umgebauten Kulturhauses gebe es kein Mosaik, und wir strichen das Werk aus der Liste erhalten gebliebener Objekte. Was für eine Überraschung erwartete uns dann aber im Jahr 2008! Damals bereiteten wir zusammen mit Pavel Kappel in der Galerie Litvínov eine Sýkoras Werken gewidmete Grafikausstellung vor, die vonseiten der Stadt von Dáša Wohanková organisiert wurde. Das Thema Kunst am Bau war dabei natürlich unumgänglich, denn zu Sýkoras Architekturprojekten in Litvínov gehörte neben den erwähnten Brüstungsplatten im Freibad, der nicht erhaltenen Ausgestaltung des Schulspeisesaals in Hamr und dem Mosaik im Kulturhaus noch ein weiteres, das bis heute erhalten ist, wenn auch nicht gerade in gutem Zustand – das Mosaik auf dem Gehweg und an einer Wand am Einkaufszentrum in der Studentská-Straße. Aus kunstgeschicht[1]licher Sicht ist es vor allem durch die Bezüge zu einem ähnlichen Entwurf Sýkoras interessant, der im Rahmen eines Symposiums europäischer Künstler 1974 in Gorinchem umgesetzt wurde; nachdem man es an anderer Stelle neu verlegt hat, schmückt das Mosaik bis heute den Marktplatz die[1]ser niederländischen Stadt. In Litvínov wurden der Gehweg und die Wand während der Vorbereitungen zur Ausstellung zumindest gereinigt. Außerdem begann man, in den Archiven der Litvínover Fotografen und im Gedächtnis von Augenzeugen nachzuforschen. Und in Sachen Mosaik kam es zu einer geradezu epochalen Entdeckung! Einer der ehemaligen Mitarbeiter des Kulturhauses, Jaroslav Špaček, erinnerte sich, dass das Werk beim Abhängen der Decke und dem Umbau des Atriums hinter Gipskarton verschwunden war. Wir haben es also einem unbekannten umsichtigen Maurer zu danken, dass die Kacheln nicht abgehackt wurden. Es dauerte noch weitere sieben Jahre, bis das Mosaik erneut das Licht der Welt erblickte. Aber das ist schon eine Geschichte aus heutigen Tagen und insbesondere ein Verdienst von Miroslav Otcovský, der bei den jüngsten Bauarbeiten seine schützende Hand über das Mosaik hielt, es restaurieren ließ und dafür Sorge trug, dass es in neuem Glanz erstrahlt, vielleicht noch schöner als bei der Premiere 1976.
Litvínov, das Kultur- und Veranstaltungszentrum Citadela
29. 2. 2016